Bitcoin Market Intelligence - Invertierte Zinskurven, Geldpolitik und Finanzmärkte
Hey,
im heutigen Newsletter geht es um Staatsanleihen, Anleiherenditen und insbesondere um die inverse Zinskurve in den USA und deren Bedeutung. Zunächst als Einstieg ein paar Grundlagen zu Staatsanleihen, Anleihekursen und wie sich die Anleiherenditen ergeben.
Wer mit diesen Konzepten bereits vertraut ist, kann den ersten Teil des Newsletters gerne überspringen.
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Was sind Staatsanleihen?
Staatsanleihen sind Schuldverschreibungen, die von nationalen Regierungen ausgegeben werden, um Mittel zur Finanzierung ihrer Tätigkeit zu beschaffen. Diese Anleihen werden in der Regel mit einem festen Zinssatz und einem Fälligkeitsdatum ausgegeben, an dem der geliehene Kapitalbetrag zurückgezahlt werden muss. Anleger, die Staatsanleihen kaufen, leihen dem Staat im Wesentlichen Geld, und im Gegenzug verpflichtet sich der Staat, ihnen bis zur Fälligkeit der Anleihe regelmäßige Zinszahlungen zu leisten. Staatsanleihen gelten als relativ sichere Anlagen. Aus diesem Grund sind die Zinssätze für Staatsanleihen oft niedriger als die für andere Arten von Anleihen, wie z. B. Unternehmensanleihen.
Wie wird die Rendite von Staatsanleihen berechnet?
Die Rendite von Staatsanleihen ist der Ertrag, den Anleger für ihre Anlage in Form von regelmäßigen Zinszahlungen erhalten. Diese Rendite wird als Prozentsatz des Nennwerts der Anleihe ausgedrückt, also des Betrags, der bei Fälligkeit der Anleihe an den Anleger zurückgezahlt wird. Nehmen wir zum Beispiel eine Anleihe mit einer Laufzeit von 10 Jahren, die zu einem Nennwert von 1000 $ ausgegeben wird und einen jährlichen Zinssatz von 10 % hat. Das bedeutet, dass der Inhaber der Anleihe jedes Jahr 100 $ Zinszahlungen plus die 1000 $ am Fälligkeitstag erhält. Diese Anleihe kann nun auf dem Markt gehandelt werden. Zum Beispiel zu 800 $. Derjenige der die Anleihe bei 800 $ gekauft hat erhält immer noch eine jährliche Zinszahlung von 100 $. Wenn du also die Anleihe auf dem Markt zu 800 $ kaufst, ist liegt Rendite deiner Investition höher als bei 10 % und zwar bei 12,5 %.
Was ist die Zinskurve?
Die Zinskurve ist eine Grafik, die das Verhältnis zwischen den Renditen von Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten darstellt. Es gibt zum Beispiel Staatsanleihen, die bereits nach einigen Monaten oder erst nach Jahren fällig werden. Eine Zinskurve ist ein nützliches Instrument für Anleger und Analysten, da sie einen Einblick in die aktuelle Lage des Anleihemarktes gibt und für Vorhersagen über künftige Zinssätze verwendet werden kann.
Die Zinskurve ist invertiert. Was bedeutet das?
Wenn die Zinskurve invertiert ist bedeutet dies, dasss die Renditen von Anleihen mit kürzeren Laufzeiten höher sind als die von Anleihen mit längeren Laufzeiten. Das ist das Gegenteil einer normalen Zinskurve, bei der die Renditen von Anleihen mit längeren Laufzeiten höher sind als die von Anleihen mit kürzeren Laufzeiten. Im Allgemeinen erwarten die Anleger bei längeren Laufzeiten einen höheren Zinssatz, da z. B. die Unsicherheit in Bezug auf die langfristigen Preise größer ist als die kurzfristigen, so dass es bei Anleihen mit längeren Laufzeiten einen "Aufschlag" gibt.
Wenn sich die Zinskurve umkehrt, bedeutet dies, dass z. B. die Nachfrage nach langfristigen Anleihen schneller steigt als nach kurzfristigen Anleihen oder weniger schnell fällt. Zur Erinnerung: Ein steigender Wert einer Anleihe bedeutet einen Rückgang der Rendite.
Die Kurve kann sich umkehren, wenn die Anleger aufgrund der Erwartung steigender Risiken auf den Finanzmärkten in naher Zukunft in langfristige Anleihen umschichten.
Eine umgekehrte Zinskurve gilt daher als Anzeichen für eine mögliche Rezession. Dafür kann es verschiedene Gründe geben, wie z. B. eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Es ist wichtig zu wissen, dass eine inverse Zinskurve kein sicheres Anzeichen für eine Rezession ist, aber in der Vergangenheit war sie ein deutlicher Indikator hierfür. Die Invertierung der Zinskurve selbst ist nicht die Ursache der Rezession, sondern ein Indikator dafür, wie die Anleger die wirtschaftliche Entwicklung im Laufe der Zeit einschätzen.
Die Invertierung der Zinskurve von 10 und 2-jährigen Anleihen und die Geldpolitik der Fed
Hier konzentriere ich mich auf die Zinskurve von 10 und 2-jährigen Anleihen. Einige argumentieren, dass man auch Anleihen mit kürzerer Laufzeit im Auge behalten sollte, insbesondere Ökonomen der Fed. Da aber die Zinskurve von 10 und 2-jährigen Anleihen von vielen Marktteilnehmern genutzt wird, liegt der Fokus hier auf dieser.
Wenn die US-Zinskurve invertiert, dauert es einige Zeit bis die FED nachgibt und die Zinsen wieder senkt.
In der jüngsten Vergangenheit verlängerte sich dieses Reaktionsfenster um ein ganzes Stück.
Nachstehend sind die Wochen aufgeführt, die bis zum Erreichen des Zinshöchststandes vergangen sind nach dem die Zinskurve invertiert ist. Wenn ich mich im Folgenden auf den Höchststand beziehe, meine ich den Endpunkt, an dem die Zinsen noch hoch waren, bevor die FED sie wieder senkte.
02. Januar 1989 - 29. Mai 1989:
21 Wochen + Zinserhöhungen
31. Januar 2000 - 27. November 2000:
43 Wochen + Zinserhöhungen
05. Juni 2006 - 03. September 2007:
72 Wochen + Zinserhöhung
Die Invertierung der Zinskurve dauert nun schon 23 Wochen an, und die Fed hat noch keine Anzeichen durchblicken lassen, dass sie einen Kurswechsel beabsichtigt. In Anbetracht der Tatsache, dass die Inflation in den USA im Jahresvergleich immer noch bei 7,1 % für November liegt, ist dies wahrscheinlich noch eine Weile hin. Auch wenn die Zahlen rückläufig sind (im Vergleich October 7,7%).
Wenn man sich an der Geschichte orientiert, wird die Fed die Zinsen noch ein paar Mal anheben und dann für längere Zeit auf diesem höheren Niveau halten, bevor sie sie wieder senkt (dies ist auch das, was die Fed kommuniziert: langsamere Zinserhöhungen, aber auch eine potenziell längere Periode eines hohen Zinsniveaus als ursprünglich erwartet). Es wird erwartet, dass die Fed morgen (Mittwoch) nach einer Reihe von Zinserhöhungen um 75 Basispunkte die Zinsen um 50 Basispunkte anheben wird. Die Märkte preisen derzeit eine Anhebung um 50 Basispunkte mit über 80 % ein.
In der Grafik kann man sehen, dass sich der Zeitraum, in dem die Zinssätze ohne weitere Erhöhungen auf einem hohen Niveau verharren, nach der Invertierung der Zinskurve ebenfalls verlängert hat.
Anmerkung: Insbesondere im Jahr 2006 ist es schwierig, den genauen Zeitpunkt der Invertierung der Renditekurve zu bestimmen, da sie eine Zeit lang unter, aber nahe bei Null lag und zeitweise sogar leicht über Null stieg.
Wenn man streng ist und nur die Wochen nimmt, in denen die Kurve vollständig invertiert war, erhält man folgende Daten:
14. August 2006 - 03. September 2007
63 Wochen; kein Zinsanstieg
Das ist immer noch länger als bei den beiden vorherigen Malen.
Bitte nimm daher die genauen Wochenangaben nicht zu wörtlich, sondern verwenden diese eher, um eine Vorstellung von der Dauer der Zeiträume zu bekommen.
Invertierung der Renditekurve und Finanzmärkte
Was bedeutet das für die Finanzmärkte? In den folgenden Diagrammen ist die Zinskurve, wie oben und der S&P 500 mit den oben markierten Punkten an denen die Kurve invertiert vergrößert dargestellt. Heißt das jetzt, dass die inverse Zinskurve, die eine Rezession signalisiert, das es nur noch bergab geht? Nicht unbedingt.
Im Jahr 1989 stieg der S&P 500 nach der Invertierung der Kurve und sogar nachdem die Fed mit Zinssenkungen begonnen hatte. Es dauerte bis Juli 1990, bis am Mark eine Korrektur einsetzte. Die USA traten im dritten Quartal 1990 in eine Rezession ein, die mit dem Rückgang des S&P 500 einherging.
Im Jahr 2000 stieg der S&P 500 zunächst an, begann aber ebenfalls zu fallen, bevor die Fed begann, die Zinssätze zu senken. Die Rezession begann im 2. Quartal 2001. Das heißt der S&P 500 ist schon lange gefallen, bevor sich die USA offiziell in einer Rezession befanden.
Im Jahr 2006 stieg der S&P 500 ebenfalls größtenteils an, bevor sich die Zinssätze einpendelten und wieder zu sinken begannen. Kurz nachdem der S&P 500 sein lokales Hoch erreicht hatte, ging er ebenfalls zurück.
Wie sieht es heute aus?
Im Vergleich zu den letzten drei Malen begannen die Märkte bereits vor der Invertierung der Zinskurve zu fallen. Seit der Umkehrung der Kurve bewegt sich der S&P 500 ein wenig auf und ab, aber alles in allem war er bis jetzt mehr oder weniger flach.
Bedeutet das, dass es von hier an nur noch aufwärts geht, insbesondere wenn die Fed umschwenkt? Nein. Wenn man sich die Ereignisse der Vergangenheit anschaut, ist der Schwenk der Fed nicht sofort positiv für die Finanzmärkte. Die Fed schwenkt beispielsweise um, wenn in der Wirtschaft z. B. in eine Rezession abrutscht. Zumindest kurzfristig ist dies für die Finanzmärkte nicht gerade förderlich. Das galt insbesondere für die Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre und die globale Finanzkrise 2007-2008.
Die Geschichte wiederholt sich zwar nicht, aber sie reimt sich oft. Früherer Krisen können uns also helfen, eine fundierte Vermutungen darüber anzustellen, wohin sich die Märkte entwickeln könnten.
Letztendlich wird es aber nur die Zeit zeigen.
Das Ende des Jahres rückt schnell näher. Die jetzige Ausgabe wird also die letzte des Newsletters für dieses Jahr sein. Die nächste Ausgabe wird zu Beginn des nächsten Jahres erscheinen.
Ich wünsche dir friedliche Weihnachtsfeiertage und einen guten Rutsch ins neues Jahr!
Das nächste Jahr wird großartig werden!
Jan Wüstenfeld
Wenn du diesen Newsletter aufschlussreich fandest verrgiss nicht, ihn zu abonnieren und zu teilen. Damit würdest du mir eine große Freude machen! :-)
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